Die Auswahl des Zielkrankenhauses erfolgt über die Leitstelle. Die Hubschrauberbesatzung gibt die voraussichtliche Eintreffzeit über die Leitstelle bekannt. Da Notarzthubschrauber sehr große, oft länderübergreifende Einsatzgebiete abdecken, sind Anfragen der Leitstellen für Folgeeinsätze schon während des Landeanfluges zum Krankenhaus an der Tagesordnung. Daher wird von der Hubschrauber-Besatzung häufig – sofern der klinische Zustand des Patienten es erlaubt – eine rasche Übergabe direkt am Landeplatz angestrebt!
Intensivpflichtige, bzw. lebensbedrohlich erkrankte oder verletzte Patienten werden in aller Regel vom Hubschrauber-Team bis zur endgültigen Übergabe in den Schockraum oder auf die Station begleitet.
Aus Sicherheitsgründen werden bei Notarzthubschraubereinsätzen alle Patienten in einer Vakuummatratze transportiert. Idealerweise wird der Patient auf der Hubschraubertrage in der Vakuummatratze vom Hubschrauber weg bis zum Bett transportiert, was voraussetzt, dass in Krankenhäusern mit Hubschrauberlandeplatz auf jeden Fall eine fertig vorbereitete Hubschraubertauschtrage inklusive Vakuummatratze vorrätig sein muss.
Ablauf der Übernahme von NAH-Patienten und Gefahrenpotential
Für die Hubschrauberlandung muss der Landeplatz aus Sicherheitsgründen freigehalten werden. Die Annäherung an den Hubschrauber darf erst nach Handzeichen bzw. Aufforderung durch die Besatzung erfolgen. Bitte die gesamte Ausrüstung (den Transportwagen) zum Hubschrauber mitnehmen – allerdings bitte darauf achten, dass alle Gegenstände gesichert sind. Der Flugrettungssanitäter ist für den sicheren Ablauf der Be- und Entladung des Hubschraubers verantwortlich. Bitte folge seinen Anweisungen beim Entladen des Hubschraubers.
Der Pilot MUSS bis zum kompletten Stillstand des Hauptrotors im Hubschrauber sitzen bleiben (was bis zu 2 Minuten dauern kann!) und steht daher für die Entladung im Normalfall leider nicht zur Verfügung! Für den Entladevorgang sind insgesamt mindestens 4 Personen notwendig, zwei an jeder Seite der Trage. Solange der Hubschrauber läuft, bitte niemals zum Heck der Maschine gehen, denn auch der Heckrotor stellt ein großes Gefahrenpotenzial dar.
Sobald der Patient mitsamt der Trage aus dem Hubschrauber geladen ist, bitte den unmittelbaren Bereich des Rotorkreises des Hubschraubers wieder verlassen. Das ärztliche Übergabegespräch sollte ein wenig abseits des Hubschraubers (zumindest außerhalb des Rotorkreises) stattfinden.
Hier die Checkliste für die NAH-Übernahme von Patienten.
KH-Personal bei der Abholung
Die Abholung des Patienten am Hubschrauberlandeplatz sollte durch mindestens 3 Personen (davon ein Arzt) erfolgen. Die Trage, auf welcher der Patient liegt, hat keine Räder und muss aus dem Hubschrauber gehoben werden. Speziell bei schwergewichtigen Patienten ist es im Interesse der Sicherheit sowohl des Patienten als auch des Personals absolut unabdingbar, dass die Trage von mindestens 4 Personen aus dem Hubschrauber gehoben wird! Der Pilot steht in aller Regel für den Ausladevorgang nicht zur Verfügung (Maschine läuft noch).
Ausrüstung bei der Abholung
Folgende Mindestausrüstung sollte bei der Übernahme eines Patienten am Landeplatz vorhanden sein:
- Eine Hubschraubertauschtrage: diese muss standardisiert mit einer funktionstüchtigen, also dichten Vakuummatratze sowie mit Leintuch und Decke bestückt sein. Alle Gegenstände müssen mit den Gurten der Trage so fixiert sein, dass auch bei starken Windböen keine Teile weggeweht werden können! Die Hubschrauber-Besatzung muss sich auf die Funktionstüchtigkeit und Vollständigkeit der vom Krankenhaus übergebenen Ausrüstung verlassen können, eine undichte Vakuummatratze wäre spätestens beim nächsten Polytrauma-Patienten eine Katastrophe! Viele Krankenhäuser mit Hubschrauberlandeplatz haben bereits vorbereitete Tragen im unmittelbaren Bereich des Landeplatzes.
- Ein Rollwagen bzw Transportwagen für die Trage: auf dem die Hubschraubertrage abgelegt und fixiert werden kann. Auf dem Wagen (auch in eventuellen Fächern unterhalb der Liegefläche!) dürfen keine „aufwirbelbaren” Gegenstände (wie z.B. Leintücher, Tupfer, Nierentassen etc.) ungesichert liegen! Bei plötzlichen Windböen könnten diese "potentiell flugtauglichen" Gegenstände in den Rotor oder die Turbinen des Hubschraubers gelangen und diesen schwer beschädigen oder aber jemanden verletzen!
- Ein Beatmungsgerät inkl. ausreichend Sauerstoff: Die im Rucksack der Hubschrauber-Ausrüstung befindliche 2-Liter Sauerstoffflasche ist beim Eintreffen im Krankenhaus aufgrund der oft schwierigen Rettungs- und Bergesituation am Notfallort häufig bereits fast leer und steht daher für die Übergabe des Patienten nicht sicher zur Verfügung! Der im Hubschrauber befindliche “Oxylog 2000” ist aus flugsicherheitstechnischen Gründen fix eingebaut und kann daher nicht für die Übergabe des Patienten verwendet werden. Damit die Sauerstoffversorgung des Patienten am Weg vom Hubschrauber auf die Station sichergestellt ist, müssen Sauerstoff, ein Beatmungsbeutel mit Maske sowie eine Beatmungseinheit, auf die das Übernahme-Personal geschult ist, am Landeplatz vorhanden sein.
- Ein Transport-Monitor mit Defibrillator: Da immer häufiger auch Patienten mit akuter Koronarischämie geflogen werden, besteht – gerade im Rahmen des Umlagerns des Patienten – die Gefahr von lebendbedrohlichen Arrhythmien, die eine sofortige Intervention erfordern!
- Eine Grundausstattung an gängigen Notfallmedikamenten im Transportwagen ist wünschenswert, da die Hubschrauber häufig mehrere Einsätze hintereinander absolvieren und gelegentlich wichtige Präparate nicht mehr in ausreichender Menge vorrätig sind.
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